Logo, zur Startseite, Home

Wolf-Detlef Rost

Die hilflose Verweigerung: Männer und Glücksspielgeräte

Veröffentlicht in: Ethnopsychoanalyse 3, Frankfurt Brandes und Apsel 1993 sowie in G. Hising, B. Hensel, W.-D. Rost: Die Attraktivität des bösen Objekts. Gießen Psychosozial 2002

  Diesen Vortrag als Pdf lesen. 


Sucht und Kultur


Ein bekannter Buchtitel verkündet uns: wir leben "im Zeitalter der Sucht"; wir sind Angehörige einer süchtigen Gesellschaft. Sucht ist als Thema "in". Kaum ein Monat vergeht, in der uns nicht irgendwer eine neue Sucht präsentiert, manche Suchttherapeuten fast süchtig auf der Suche nach neuen Süchten sind, da jedwede menschliche Tätigkeit süchtig zu entgleisen drohe, wie man - allerdings auch schon in früheren Jahren - verkündete.

Nun ist zweifellos richtig, daß die Regeln der modernen Konsumgesellschaft und der kapitalistischen Wirtschaftsord­nung eine beträchtliche Affinität zu süchtigen Verhaltens­weisen besitzen. Propagiert wird auch in der Konsumgesell­schaft das "immer mehr" ohne Rücksicht auf die Folgen, eine tendenzielle Autodestruktion und der Ersatz von Trieb- und Bedürfnisbefriedigung durch Kauf und Konsum von Waren oder Dienstleistungen.

Das Klagen über solche Verhältnisse verliert sich aber nur zu rasch in Allgemeinplätzen; der inflationäre Gebrauch des Suchtbegriffs verhindert geradezu die Analyse unserer aktuellen kulturellen und historischen Bedingungen, während eine spezifische Analyse "aktueller Süchte" uns Hinweise auf den Stand und die Widersprüche unserer gesellschaftlichen Entwicklung geben könnte. Aus ethnopsy­choanalytischer Sicht interessiert uns hier die Frage: Welche spezifischen Formen der Sucht finden wir in welcher Gesellschaft und in welchen Zeiten?

Fakt ist ohne Zweifel: Der Konsum von Rauschmitteln und Drogen ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst, und vielleicht fast ebenso lange gibt es die süchtige Entgleisung dieses Konsums bei einzelnen Individuen oder auch ganzen Ethnien.

Jede Kultur kennt von altersher eine oder mehrere Drogen, die - meist im Rahmen von Kulten und Riten - konsumiert wurden. Bei uns war das der Alkohol, bei den sibirischen Völkern der Fliegenpilz, den Andenvölkern das Koka, bei manchen nordamerikanischen Stämmen Meskalin und Peyote etc. Die europäischen Eroberer rissen diese kulturellen Grenzen nieder. Sie brachten den Indianern die Segnungen des Alkohols und den Chinesen das Opium. Gerade der Opiumkrieg der Engländer gegen die Chinesen beweist: Mit dem Kapitalismus wird Sucht nicht nur zum Geschäft, sondern auch zum Instrument von Politik und Macht.

Zu den Segnungen der modernen Industriegesellschaft und des Welthandels gehört es, daß heute praktisch an jedem Ort der Welt jede Droge erhältlich ist. Seien es Alkohol oder Opiate, Haschisch, LSD, Meskalin, Kokain oder Crack, "Speed", Amphetamine oder Barbiturate, Schnüffelstoffe, eine Vielzahl ständig neuer Produkte der pharmazeutischen Industrie oder sogenannte Designerdrogen: Es gibt nichts, was man nicht in jeder beliebigen deutschen Stadt fast jederzeit erwerben könnte. Dabei sind die Grenzen zwischen legalen und illegalen Stoffen ebenso antiquiert wie beliebig, denn sie sagen zwischenzeitlich weder über die Gefährlichkeit noch über die Zugänglichkeit einer Droge etwas aus.

Angesichts eines Angebots hunderter verschiedener Drogen sollte es dem Konsumenten nicht schwer fallen, die seinen individuellen Bedürfnissen oder, um es modisch auszudrücken: seinen genetischen Prädispositionen adäquate Droge herauszufinden. Denn die moderne, biologistisch orientierte Suchtforschung lehrt uns: Der Süchtige leidet an genetisch bedingten Störungen des Endorphinhaushaltes mit einer Mangelproduktion körpereigener Euphorigene, die er mittels Zuführung dieser Stoffe von außen zu kompensieren sucht (siehe die Darstellung von Topel, 1991).

Von der Massendroge Alkohol einmal abgesehen, die trotz ihrer verheerenden Wirkung kaum für Schlagzeilen sorgt, bleibt der Anwenderkreis der "neuen Drogen", allen Unkenrufen zum Trotz, eher beschränkt. Biologistisch, aber auch persönlichkeitstheoretisch gesehen, ist anzunehmen, daß aus dem "Supermarkt der Suchtstoffe" jeder das auf seine Prädisposition und Bedürfnisse zugeschnittene Präparat finden kann. Viel wichtiger als solche individuellen Strukturen scheinen jedoch gesellschaftliche Trends zu sein. Im Augenblick können wir auf etwa 25 Jahre "Supermarkt der Drogen und Süchte" zurückblicken, wobei ich die erste Opium­- und Kokainwelle der zwanziger und dreißiger Jahre vernachlässige. Das Angebot und der Konsumentenkreis neuer Drogen entstehen vorwiegend in den sechziger Jahren. Die Entwicklung der Industriegesellschaft ist an einem Wendepunkt angelangt, der in der Bundesrepublik, bedingt durch den Abschluß von wirtschaftlichem Wiederaufbau und politischer Restauration, besonders deutlich ausfällt. Die Revolte der sechziger Jahre beginnt mit einer neuen Musik, wobei sowohl die Beatmusik wie die spätere "antiautoritäre Bewegung" untrennbar mit dem Gebrauch "bewußtseinserwei­ternder" oder psychedelischer Drogen verknüpft sind. Propheten dieser Bewegung sind etwa Aldous Huxley (1970) und Timothy Leary (1970). Die Drogen dieser Jahre sind Marihuana, Haschisch, LSD, Meskalin, Stechapfel etc. Ziel sind intensive emotionale Erfahrungen, das Erreichen eines "höheren Bewußtseins". Es gibt wohl kaum einen Jugendlichen, der in diesen Jahren nicht "gekifft" oder "Trips geworfen" hat. Interessant ist dabei der Bedeutungswandel, den besonders das Haschisch im Rahmen der späteren gesellschaft­lichen und politischen Entwicklung erfahren hat. Heute wird zwar kaum weniger Haschisch konsumiert als 1968, aber kein "Kiffer" würde behaupten, damit sein Bewußtsein erweitern zu wollen - im Gegenteil: "er dröhnt sich zu"!

In diesem Sprachwandel bildet sich auch der gesellschaftspo­litische Wandel trefflich ab. Gegen 1970 ebbt die politische Bewegung ab und zerfällt, die Aufbruchstimmung weicht der Resignation, und der resignativste Teil der Bewegung fällt in den düsteren siebziger Jahren dem Heroin anheim. Heroinsucht war aber nicht eine Folge der antiautoritären Bewegung, sondern umgekehrt wurden "prämorbide Persönlich­keitsstrukturen" (Fenichel 1983, Bd. II, S. 259) durch die Bewegung zunächst aufgefangen und gehalten, in ihrem autodestruktiven Potential kompensiert. Zunahme von manifester Sucht ist fast immer Indikator für den Verlust gesellschaftlicher Freiräume und sozialer Nischen. Heroin wird zum Ausdruck der Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, des "no Future", des Rückzugs in eine Innerlichkeit von Selbstaufgabe und Selbstdestruktion.

Das Heroin erobert sich seinen festen und zukunftsträchtigen Konsumentenkreis, bis in den achtziger Jahren eine neue Bewegung angeboten wird. Leistung und Erfolg sollen wieder etwas zählen, verknüpft mit Jugend, Optimismus und Aktivität. Der "Yuppie" wird kreiert. Das Synthetische dieser Bewegung ist nicht zu übersehen; sie ist Produkt der Werbeagenturen und der Medien, wirkt wie die Inkarnation der Coca-Cola-Reklame. Sie bedarf neuer Drogen, die Kraft, Leistung und Ausdauer stimulieren, eben synthetischer Designer-Drogen sowie Speed und Kokain, welches Sigmund Freud schon vor mehr als hundert Jahren nutzte, um beim Schreiben seiner Werke Kreativität und Leistungsfähigkeit zu fördern (vom Scheidt, 1973).


Die neue Sucht der Frauen: Bulimarexie


Um auf unsere Ausgangsthese zurückzukommen: Der Markt bietet eine Unzahl von Suchtmitteln an, deren Verbreitung und Konsum sich auf dem Hintergrund der individuellen Struktur des Anwenders wie der gesellschaftlichen Bedingungen verstehen lassen. Dabei fällt jedoch ins Auge., daß zwei Suchtformen, die gänzlich aus diesem Raster herausfallen., die "Renner" der vergangenen zehn bis 15 Jahre geworden sind. Und hierbei handelt es sich ausgerechnet um "nicht­stoffliche" Formen der Sucht - als ob wir nicht Hunderte von stimmungsbeeinflussenden, süchtig machenden Stoffen "im Angebot" hätten. Das führt gewissermaßen die humangenetische Forschung, die bereits die suchtauslösenden Gene festgemacht hat, ad absurdum! Hunderttausende von Männern frönen in unserem Land dem süchtigen Automatenspiel, hunderttausende, vielleicht sogar Millionen von Frauen der Eß-Brechsucht, der Bulimarexie.

Wie ich im Folgenden aufzeigen möchte, handelt es sich hier um ein nicht zufälliges Gegensatzpaar, sondern um die geschlechtsspezifischen Ausdrucksformen eines ähnlichen Grundkonfliktes. Die Eß-Brechsucht hat sich vorwiegend nach dem zweiten Weltkrieg aus der "klassischen" Anorexie heraus entwickelt. Beide Störungsformen sind ein Privileg der Frauen. Auch wenn die Männer den Frauen inzwischen im Bereich Anorexie zu folgen beginnen, repräsentieren Frauen auch heute noch wenigstens 95 % der Erkrankten, zumindest bei der Bulimarexie. Weibliche Eßstörungen sind ein hinlänglich beschriebenes und erforschtes Phänomen. Ich möchte mich daher hier auf die Aspekte beschränken, die als Pendant zum Verständnis der männlichen Automatensucht notwendig sind.

Ein pathologischer Umgang mit dem Essen war nicht zu allen Zeiten ein Privileg der Frauen. So weisen Vandereycken u.a. (1992) darauf hin, daß die sogenannten Fastenkünstler früherer Jahre fast immer Männer waren. Die weiblichen Eßstörungen wurzeln historisch gesehen wahrscheinlich in der klassischen Hysterie, die ja als (unbewußte) Protest- und Widerstandsform gegen die gesellschaftliche Aneignung und Deformation der weiblichen Natur und des weiblichen Körpers entstanden, infolge ihrer Entschlüsselung durch die Psychoanalyse dann aber überholt worden ist, wie das Christina von Braun (1988) beschrieben hat. Die Hysterie wird gewissermaßen durch die Anorexie respektive die Bulimarexie beerbt.

Es ist, wie gesagt, oft beschrieben worden, daß der weiblichen Eßstörung zumindest latent ein Protestcharakter gegen die gesellschaftlichen Zustände innewohnt (siehe zum Beispiel den autobio­graphischen Bericht von Valere, 1980) und sie ohnedies nur in einer Gesellschaft oder Sozialschicht entstehen kann, in der kein Hunger herrscht. Die Anorektikerin verweigert sich ihrer Rolle als Sexualwesen, insbesondere aber der gesellschaftlich propagierten Mutterrolle, bekämpft die Mutter in sich (siehe von Braun 1988, S. 458ff). Indem sie sich so abmagert, daß sie keine sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale entwickelt, verweigert sie sich als Sexualwesen. Sie ist es auch real nicht, weil sie dadurch die Periode unterbindet und so der gehaßten und verachteten Mutter nicht ähnlich werden kann. Sie kämpft bis zum Äußersten um die Beherrschung und Kontrolle ihres Körpers und verschafft sich damit zugleich Autonomie vor der Kontrolle anderer.

Die Bulimarexie ist die weniger radikale Form - vordergrün­dig gesehen, denn schließlich vermeiden diese Frauen das totale Selbstaushungern der Anorektikerin, deren Askese, gestatten sich ihre Freßanfälle. Wie wir sehen werden, ist der Protest der Bulimarektikerin auf seine Art nicht weniger radikal - aber zeitgemäßer.

So sehr wir die Anorektikerin bewundern mögen für ihre totale Selbstbeherrschung und Nahrungsverweigerung: Sie gehört einer vergangenen Epoche an, wie es Franz Kafka so brillant in seinem Hungerkünstler beschrieben hat, der der neuen Zeit weichen und in seinem Käfig einem Raubtier Platz machen muß: Der junge, dynamische Panther wird zum Symbol der neuen Zeit, während der stille, innengekehrte Hunger­künstler bei Kafka für die untergehende Epoche steht. In ihrer rigiden Struktur ähnelt die Anorektikerin dem analen Charakter der Jahrhundertwende oder den Idealen der Landkom­munebewegung der frühen siebziger Jahre. Aber Sparen und Bewahren, die Askese sind "out". Heute zählt der Konsum um des Konsums willen. Nahrung ist in unserer Kultur im Überfluß vorhanden und muß konsumiert werden, soll sie nicht nach EG-Mengenbegrenzungen vernichtet werden. Die Rolle der Frau bleibt aber - zumindest in Teilen - die gleiche wie in früheren Jahrzehnten. Nach wie vor hat sie sich mit der Nahrung zu befassen, muß das Essen beschaffen, zubereiten, den Haushalt führen. Andererseits ist die Mutterrolle der Doris Day der fünfziger Jahre "out". Die Frau von heute hat berufstätig, dynamisch und jugendlich zu sein, wobei letzteres mit schlank assoziiert ist. Diesen Widersprüchen und an sich unerfüllbaren Ansprüchen hat die Frau zu genügen - und keiner gelingt das besser als der Bulimarektikerin. Erstaunlich viele aktive, beruflich erfolgreiche, attrak­tive, sozial angepaßte Frauen sind Bulimarektikerinnen. Sie bemühen sich, den gesellschaftlichen Normen gerecht zu werden, lehnen sich nicht auf. Ihr Symptom ist ein heimliches, ein stilles, ein einsames Leiden. Seltenst merkt es der Ehemann, der jahrelang mit einer Bulimarektikerin leben kann, ohne irgend etwas mitzubekommen, kaum je die Freundin, auch nicht der Arzt oder Psychotherapeut, solange keine körperlichen Folgeschäden eintreten (Zähne, Magen, Speiseröhre, Schleimhäute, Blutbild). Still leidet die Bulimarektikerin an ihrer Lösung eines unlösbaren gesellschaftlichen Rollenkonfliktes. Zugleich drückt ihr Symptom ihre Wut, ihren Haß und ihre Verachtung aus, möchte sie doch auf alles, ihren Beruf, ihre Familie, ihre blitzblank geputzte Küche kotzen - und sie macht es ja auch, aber heimlich und leise. Hierin drückt sich auch die individuelle Geschichte ihrer Mutterbeziehung, ihre persönliche Leidensgeschichte aus.

Im Symptom der Bulimarektikerin findet sich ein plastischer Ausdruck dessen, was die Psychoanalytikerin Melanie Klein als die zentralen Mechanismen der paranoid-schizoiden Position - der ersten kindlichen Entwicklungsphase - ­beschrieben hat: der oral-kannibalistische Angriff auf die Brust, das Verschlingen und die Introjektion des Objektes in dem Versuch, es auf diesem Wege zu vernichten, und die Projektion mittels des Erbrechens. Dies sind auch die zentralen Mechanismen der Bulimarexie. Die Bulimarektikerin ißt nicht mit Genuß, sondern sie verschlingt Nahrung oft wahllos, stets gierig und in der Regel voller Wut und Haß. Selbst wenn sie zu den wenigen Genuß-Esserinnen gehören sollte, verwandelt sich das Essen spätestens dann, wenn sie es im Innern hat, in ein böses, vergiftendes Objekt, von dem sie sich mittels des Erbrechens wieder befreien und dadurch Erleichterung verschaffen muß.

Die britischen Autorinnen Dana und Lawrence (1990) haben die Bulimarexie ebenfalls auf dem Hintergrund der kleinianischen Theorie beschrieben:


"Wir können den Zwang der bulimischen Frau, riesige Nahrungsmengen zu vertilgen, als Versuch verstehen, sich die gute und nährende Brust einzuverleiben, sie zu introjizieren, wie es ihr teilweise als Säugling gelungen war. Sobald das aber geschehen ist, verwandelt sich das schlechte Objekt, die böse Brust, die sie introjiziert und die sie nun als einverleibt erfährt, sobald sie in Verbindung mit Nahrung kommt, ebenfalls in etwas Schlechtes. Sie hat es nun mit ihrem Gefühl der Zerstörung zu tun, die Mutterbrust vernichtet, zerfetzt und zerbissen zu haben, die sie jetzt als etwas Bösartiges und Giftiges in sich verspürt, das alles, was sie zu sich nimmt, in Schlechtes verwandelt. Ihre einzige Hoffnung besteht nun darin, das schlechte Essen wieder loszuwerden, es nach außen zu projizieren, so wie die ursprünglichen schlechten Gefühle auf die Mutter projiziert wurden." (1990, S. 112)


Der Mechanismus der Bulimie zielt also darauf hin, lebenswichtige Nahrung, die das scheinbar gute, tatsächlich aber das böse Objekt symbolisiert, zu vernichten, und zwar mittels des Weges über den eigenen Magen. Erst das Erbrechen, die Entleerung des Magens schafft wenigstens einen Moment der Ruhe und Entspannung, beendet den Suchtanfall.

Eine bulimische Patientin - von psychodynamischen Theorien absolut unbeeinflußt - berichtet folgende Phantasie, die sie seit frühester Kindheit so oft gehabt habe, daß sie ihr wie ein tatsächlich stattgefundenes Ereignis vor Augen stehe: Sie sieht sich als Wickelkind, gehalten von dem geliebten Vater, der die Familie einige Jahre später verließ. Die Mutter entleert ihre Windel ins Klo. Sie angelt mit dem Fuß nach dem Druckknopf der Wasserspülung; das Wasser erfaßt die Mutter und spült sie weg! Die inzwischen fast dreißigjähri­ge Patientin reagiert heute auf jeden Kontakt mit der Mutter mit heftigem Erbrechen


Geld und Automaten: die neue Sucht der Männer


Das Phänomen der weiblichen Eßstörung ist in den vergangenen Jahren besonders von feministischen Autorinnen des öfteren beschrieben wurden. Manche versteigen sich dabei zu der Behauptung, Sucht sei aufgrund der Rolle der Frau in unserer Gesellschaft ein genuin weibliches Problem, die Tatsache mißachtend, daß es manifest wesentlich mehr süchtige Männer (Alkohol, Heroin etc.) als Frauen gibt. Außer bei den Eßsüchtigen führen Frauen lediglich noch bei den Medikamentenabhängigen.

Insgesamt hat weibliches Suchtverhalten in den vergangenen Jahrzehnten tatsächlich "aufgeholt", besonders beim Alkohol und beim Rauchen. Dabei geht oft unter, daß auch die Männer eine neue Suchtform entwickelt haben, die offensichtlich ihren Rollenkonflikten und Bedürfnissen entspricht, nämlich das exzessive Spielen an Glücksspielgeräten, den "Daddelautomaten" (s. auch Bellaire, 1987, Russner, 1991). Übrigens wehre ich mich gegen die Bezeichnung "Spielsucht" für dieses Phänomen, das eine ausgesprochene Verharmlosung des quälenden und selbstschädigenden Charakters dieser Tätigkeit beinhaltet und an kindliches Spiel erinnert. Tatsächlich geht es dem Süchtigen auch nicht ums "Spielen". Gemeint sind hier auch nicht Gesellschafts- oder Kartenspiele, Flipperautomaten oder Computerspiele, sondern Geldspielgeräte, mit der Betonung auf Geld., wobei es das Ziel dieses Süchtigen ist, das Geld zu verspielen. Das gleiche Gerät in der eigenen Wohnung aufgehängt wäre absolut reizlos. Gerhard Meyer, der 1983 die Forschung zu diesem Thema begründete, spricht stets von Glücksspielsucht, um die wesentliche Rolle des Geldes für dieses Problem hervorzuheben. Um sein Geld loszuwerden, bedarf der Spieler unverzichtbar eines Automaten, eines computergesteuerten Gerätes, obwohl es im Endeffekt genauso sinnvoll wäre, das Geld gleich wegzuwerfen, wie mir kürzlich ein Automatenspie­ler selber sagte. Hier aber ist der süchtige Mechanismus zwischengeschaltet, wobei das eigentliche Suchtmittel das Geld ist. Wie die Bulimarektikerin das Essen nicht sogleich ins Klosett wirft, sondern zur Vernichtung ihren eigenen Magen einsetzt, benutzt der Automatenspieler dazu das Geldspielgerät. Der Mechanismus und der Effekt sind jedoch m.E. bei beiden der gleiche.

Wie haben wir uns diesen "süchtigen Akt" vorzustellen? Ich versuche, im Folgenden eine Beschreibung der Stimmungen und Gefühle des Automatenspielers zu geben (vergleiche auch Ahrends, 1988)


Der Automatenspieler


Mit klopfendem Herzen und angespannten Muskeln betritt der Spieler den Raum, gewissermaßen kampfbereit. Das Portemonnaie muß mit wenigstens 100 bis 200 Mark gefüllt sein, sonst lohnt es sich nicht. Zwei Hunderter hat er heute dabei, soeben von seinem letzten Job ausgezahlt bekommen; hundert davon hat er einem seiner letzten Freunde als Schuldenrückzahlung versprochen, mit dem er heute Abend verabredet ist. Bis dahin sind noch drei Stunden Zeit; eigentlich wäre genug zu erledigen, und er müßte dringend einkaufen, aber als er hier vorbeikam hat er sich gesagt: vier Tage hast du es nun geschafft - die waren nämlich durch seinen Aushilfsjob ausgefüllt -, eine Viertelstunde könntest du dir ruhig mal wieder gönnen.

Bis zur Türschwelle hatte er noch Schamgefühle und ein klein wenig Angst; ein vorsichtiges Umdrehen, ob ein Bekannter in der Nähe ist, der ihn sehen könnte. Jenseits der Schwelle ist das vorbei. Das Halbdunkel des Raumes löscht ohnedies seine Identität. Er nimmt die vertraute Witterung auf, die von Zigarettenrauch und einer Spur von Männerschweiß geschwängerte Luft, das Rattern, Klimpern und Klingeln der Automaten. Keiner der Männer dreht sich nach ihm um oder beachtet ihn. Auch er registriert nicht die Gesichter der anderen, obwohl er sie beinahe alle hier schon des Öfteren gesehen hat. Der Automatenspieler ist ein einsamer Jäger. Wortlos reicht er der Aufsicht einen Hundertmarkschein, der ihm ebenso wortlos in automatengerechte Fünfmarkstücke gewechselt wird. Ein leichter innerer Stich: Dieses Geld ist weg - er wird sich also die dringend nötige neue Hose nicht kaufen können. Er strebt weiter in das Innere dieses merkwürdigen Etablissements, vorbei am Billardtisch, den selten frequentierten Automaten zum Flippern oder den Autorennen- und Flugsimulatoren, die wohl als Alibi des Ladens nötig sind. Er gelangt in die dunkleren Winkel, zu den Geldspielautomaten. Je drei befinden sich in einem durch eine etwa einen Meter in den Raum ragende Wand abgeteilten "Separee". Laut Auftrag des Gesetzgebers soll diese Art der Separierung den Automatenspieler davor schützen, an zu vielen Automaten gleichzeitig zu spielen. Diesen Zweck erfüllt sie sicherlich nicht, ist aber durchaus sinnvoll, schützen sie ihn doch vor seinesgleichen und sichern ihm sein eigenes, kleines Revier, denn wie gesagt: Der Automatenspieler ist ein einsamer Kämpfer. Er kann ganz anders als etwa der Roulettespieler kein Publikum und keine neugierigen Blicke gebrauchen; er will seinen Kampf alleine durchleben, seine Niederlage einsam auskosten. Dazu braucht er wenigstens seine drei Automaten. Irgendwie sind die Spielhallen so konstruiert, daß fast immer Platz ist für den Süchtigen; anzustehen und zu warten, sich mit einem Automaten zu begnügen oder ihn gar mittels Spielpausen mit jemand anderem zu teilen, das wäre schlicht gegen seine Natur. Im Vorbeigehen hört er den Mann im Nachbarseparee stöhnen und fluchen, sieht den Schweiß auf seiner Stirn. Wahrscheinlich ist der bald geschlagen. Das gäbe ihm die Gelegenheit, sein Revier zu erweitern, wenn er sich selber erst einmal eingespielt hat. Sechs Automaten sind besser als drei. Die kann er zwar unmöglich alle im Blick behalten, was aber auch gar nicht nötig ist. Schließlich respektieren die anderen Spieler das einmal besetzte Revier, solange die Scheiben des Gerätes rotieren und noch verfügbare Spiele anzeigen. Die Automaten arbeiten ohnedies alleine; genau genommen bedürfen sie der Betreuung des Spielers nur, wenn sie den Gewinn von Sonderspielen anzeigen, die dann mittels Druck der Risikotaste erneut eingesetzt werden können. Das könnte wenigstens theoretisch einen wesentlich höheren Gewinn möglich machen. Meistens bedeutet es schlicht "Verlust".

Zunächst einmal läßt es unser Spieler aber langsam angehen. Er zündet sich eine Zigarette an, wirft das erste Fünfmarkstück in den Automaten, startet ihn, lauscht den vertrauten Geräuschen des Gerätes, seinem Klingeln und Rattern, beobachtet fasziniert sein Lichterspiel, obwohl er es schon hunderte Male gesehen hat. Eine halbe Zigarettenlänge später startet er den zweiten, dann den dritten Automaten. Den ersten muß er bereits nachfüttern. Er umfaßt den Automaten liebevoll, streichelt ihn zärtlich, als hätte er eine Frau vor sich. Dabei liegt ihm im Augenblick nichts ferner, als an eine Frau zu denken, zumal er ohnedies nun schon seit fast zwei Jahren nur noch Spielautomaten und keine Frau mehr gestreichelt hat. Er redet dem Automaten mit freundlichen Worten zu: "Komm, nun mach schon, sei so gut". Der Automat dankt es ihm nicht, zeigt vielmehr kurz darauf an, daß er nachgefüttert werden muß.

Nicht nur der Münz-, auch der Zigarettenverbrauch ist zwi­schenzeitlich beachtlich gestiegen. Damit steigt auch die Erregung und Anspannung. Die Worte, die der Spieler an seine Automaten richtet, sind inzwischen weniger zärtlich als gereizt. Lauter oder gepreßter kommen sie heraus, je nach dem aktuellen Grad seiner Hoffnungen oder Frustrationen, und die ersten Flüche gesellen sich hinzu. Einer der Automaten hat sich zum Anzeigen beachtlicher Sonderspielserien bringen lassen; er hat ihn jedoch nicht "melken" können, da er den Gewinn wie üblich riskiert und verloren hat. Er hat dem Automaten diese Heimtücke mit einem Fausthieb geahndet, worauf jetzt seine Hand schmerzt.

Inzwischen ist mehr als eine Stunde vergangen und das letzte Fünfmarkstück ist von einem der Automaten geschluckt worden. Er weiß, daß er noch einen Hunderter in der Tasche hat. Den müßte er heute Abend ja wirklich unbedingt seinem Freund zurückgeben, der das geliehene Geld dringend braucht. Ande­rerseits ist er überzeugt, daß der Automat, der ihm eben den großen Gewinn verweigert hat, sich bei der nächsten Serie garantiert "abmelken" läßt. Dies widerspricht zwar all seinen Erfahrungen, aber wie üblich drängt er die Mahnungen seines Verstandes zurück. So verläßt er seine rotierenden Automaten für einen Augenblick, wechselt den Hunderter wie gehabt unter Übergehung des sich meldenden schlechten Gewissens, stürzt als Alibi eine Tasse Kaffee hinunter - das einzige, was man ihm hier schenkt - und eilt zurück an seine Automaten.

Inzwischen ist er wie im Rausch; er stiert auf die Automaten, er schwitzt, sein Puls geht hoch. Je nachdem, was die Geräte gerade anzeigen, schwankt seine Stimmung zwischen Euphorie, Wut und Verzweiflung. Er tobt und brüllt, umarmt im nächsten Moment einen Automaten wie ein Betrunkener die Laterne; immer öfter aber traktieren die Fäuste das Gerät vor ihm, wobei er den Schmerz in den Handballen kaum noch spürt.

Er hat jedes Zeitgefühl verloren, läßt einen der Automaten schließlich eine Gewinnserie auszahlen, um das gewonnene Geld dort zu verfüttern, wo er es, warum auch immer, für besonders aussichtsreich hält. Nach weiteren zwei Stunden ist das Geld verspielt, und er quittiert das mit einem wütenden und heftigen Tritt gegen den Automaten, wozu es einer Art Spagat bedarf. Den Automaten läßt es unbeein­druckt; er ist auch körperlicher Gewalt gewachsen.

Er ist zerknirscht, bedrückt, resigniert. Die Euphorie ist verflogen. Er fingert nach seinem verbliebenen Geld. Zwanzig Mark sind es noch, die er eigentlich für das Essen der nächsten Tage braucht - aber welchen Sinn macht das jetzt noch, zumal ihm am Essen ohnedies nichts liegt. Verhungern wird er schließlich nicht - wobei ihm selbst das im Augenblick egal wäre. Für Brot und Margarine und ein paar Spaghetti von Aldi wird es schon noch langen, im Notfall klaut oder schnorrt er es sich zusammen - das wäre nicht das erste Mal. Er verspielt dieses letzte Geld lustlos und in Eile. Die Hoffnung auf den Gewinn hat er für heute - und im Augenblick denkt er: ein für allemal - aufgegeben. Er will das jetzt nur noch zu Ende bringen und alles Geld aus seiner Tasche loswerden, damit es für heute gut und seine Niederlage total ist, er sich vollkommen vernichtet fühlen und endlich nach Hause gehen kann.

Er verläßt die Spielhalle gesenkten Blickes. Sein Schädel brummt. Er ist beschämt und verzweifelt, hebt auf dem Heimweg nicht einmal die Augen vom Boden, schlüpft rasch in seine Wohnung, um nicht gesehen zu werden. Er kriecht ins Bett. Bis morgen wird ihn kein Klingeln wieder aus dem Bett locken können, wird er sich unsichtbar machen. Weiter mag er im Augenblick nicht denken.


Wie haben wir uns die Persönlichkeit dieses Spielers vorzustellen? Sicherlich gibt es unter Automatenspielern auch offensichtlich "verkrachte Existenzen" und "Versager", psychodiagnostisch gesehen viele sogenannte Frühstörungen und Borderline-Pathologien, wobei eine Differentialdiag­nostik in diesem Aufsatz nicht behandelt werden soll (siehe dazu Scherotzki-Hanninger, 1990). In der Regel aber wird uns der Automatensüchtige ebenso unauffällig begegnen wie die Bulimarektikerin: Keine besonderen Merkmale, eher attraktiv, im Beruf stehend, je nachdem mehr oder minder erfolgreich, vielleicht auch verheiratet. Dies korrespon­diert allerdings nicht mit seinen Gefühlen; alles was er macht, erlebt er - ähnlich wie die Bulimarektikerin - als ein "Falsches Selbst". Er empfindet sein Tun als sinnlos und fühlt sich als "Versager". Denn er kämpft mit den Ansprüchen und Erwartungen einer Männerrolle, die ebenso überholt wie unerfüllbar ist.

"Der letzte Cowboy kommt aus Gütersloh - und er sucht die Freiheit irgendwo" - dieser Liedtext fällt mir oft ein, wenn ich einen Automatenspieler sehe, den "letzten Abenteurer" und "einsamen Jäger", bemüht um ein männliches Auftreten, wobei seine Gebrochenheit nicht zu verkennen ist. Jedoch: Die unerforschte Wildnis, die unbezähmte Natur ist in unserer Zeit verschwunden, die Camel-Trophy nicht mehr als eine Fiktion der Werbung. Selbst die Fremdenlegion ist nicht mehr das, was sie mal war. Wo also soll der junge Mann das Abenteuer suchen, auf das hin er sozialisiert worden ist, wo seinen Ansprüchen beziehungsweise denen seiner Eltern genügen? Wilde Tiere und Indianer bieten sich als Gegner nicht mehr an, sind auch längst nicht mehr zeitgemäß. Außerdem wächst die Jugend inzwischen weniger mit Karl May und ähnlichen Abenteurern auf als mit Technik und Computern. Dienten in früheren Jahrhunderten die Unterwerfung von Natur und "Eingeborenen" den männlichen Macht- und Herrschaftsbedürf­nissen, so ist zur Herausforderung von heute die Beherrschung der Technik geworden - siehe z.B. Stanley Kubricks Film "Odyssee im Weltraum - 2001". Der Geldspielautomat, das Gerät, ist als Gegner tatsächlich adäquater als der Grizzly­bär. Auch an Telespielen und Computern wird exzessiv "gekämpft", wobei ich hier jedoch nicht von Sucht sprechen möchte, weil dabei in der Regel der selbstschädigende Charakter fehlt.


Die Psychodynamik des Automatenspiels


Wir erkennen hier den ersten wichtigen Unterschied zwischen Mann und Frau: Während die Frau auf ihre Innenwelt (Gefühle) hin sozialisiert wird und sie die Wichtigkeit ihres Körpers in seinem Markt- und Tauschwert kennenlernt, werden die Interessen des Jungen in der Erziehung nach außen gelenkt. Er hatte sich traditionell mit der (äußeren) Natur und der Männerwelt und aktuell mit Technik und Maschinen zu befassen. Der eigene Körper ist für ihn in einem weit höheren Maße als für die Frau vernachlässigbar.

Nur kurz möchte ich hier die psychoanalytische Theorie zu einigen Unterschieden von männlicher und weiblicher Sexualität streifen. Das weibliche Genitale ist im Körperinnern verborgen und richtet die Aufmerksamkeit und das Interesse gewissermaßen nach Innen. Das größte Potential der Frau ist jedoch, daß sie in diesem verborgenen Inneren neues Leben wachsen lassen kann. Das männliche Genital hingegen ist deutlich sichtbar und außengerichtet, praktisch aus dem Körper hinausweisend. Seiner Disposition nach aktiv und eindringend, verlangt es gleichsam nach der Eroberung der äußeren Welt. Andererseits - und dies war eine bereits frühzeitig an Freuds Penisneid-Theorie geübte Kritik - ist der Körper des Mannes unfähig, Leben entstehen und wachsen zu lassen. Daher versucht er diesen Mangel dadurch zu kompensieren, daß er äußere Werke schafft und die äußere Welt, die Natur (und auch die Frau) zu beherrschen und zu kontrollieren sucht. Diese Entwicklung mündet in die Technik, an deren Endpunkt die Gentechnologie in ihrem Wahn, eben doch Leben schaffen zu können, steht.

Gerade beim Automatenspieler läßt sich nun beobachten, daß er in einem besonders starken Maße außenorientiert und sehr wenig auf seinen eigenen Körper und seine Innenwelt, seine Gefühle bezogen ist. Den Prozeß, den die bulimaraktische Frau im Freßanfall mittels ihres eigenen Körpers austrägt, externalisiert er, delegiert er an das Gerät.

Die Gefühlsleere und Außenorientierung ist in der Literatur über Automatenspieler in den letzten Jahren wiederholt beschrieben worden. "Im Sinne einer fast totalen Gefühlsre­striktion vermag der Spieler emotionale Innenzustände weder hinreichend differenziert wahrzunehmen noch sie hinreichend differenziert auszudrücken". (Thomas, 1990).

Helga Bamberger (1988) schreibt: "Auffällig ist immer wieder, wie emotionsentleert menschliche Beziehungen geschildert werden und wie phantasievoll und gefühlsbeladen demgegenüber das Spiel." Lebendig fühlt der Spieler sich nur, wenn er mit Geräten zu tun hat, um deren Beherrschung und Kontrolle er permanent bemüht ist. "Suchtgefährdete und süchtige Spieler finden beziehungsweise haben in der Glücksmaschine ein Objekt, das sich wie kaum ein anderes dazu eignet, ihren inneren Kriegsschauplatz durch Externalisierung loszuwerden" (Hübner, 1990).

Im Rahmen der stationären Behandlung langweilt sich der Automatenspieler in der Gruppenstunde, kann mit den Themen nichts anfangen und keine Beziehung zu den Mitpatienten aufnehmen, weil er sich ganz anders als diese fühlt. Schulte-Brandt (1990) beschreibt, Automatenspieler würden Alkoholiker um deren Möglichkeit zum Ausdruck von Gefühlen beneiden. Dabei weiß jeder, der mit Alkoholikern arbeitet, wie emotional blockiert und im emotionalen Ausdruck wenig differenziert gerade auch Alkoholiker sind (Rost, 1987), wobei sie von Automatenspielern offenbar noch weit übertroffen werden! Als Unterschied arbeitet Schulte-Brandt weiter heraus, daß der Alkoholiker im süchtigen Zirkel seinen eigenen Körper einsetzt, trinkt, sich intoxiert (vergleiche die Bulimarexie!), während der Automatenspieler alles nach außen verlagert, an die Maschine externalisiert. Auch in der Therapie bemüht er sich dann darum, seine Probleme nach außen zu bringen und loszuwerden, sie von den anderen bearbeiten zu lassen.

Immer wieder beschrieben wird die Beziehungslosigkeit der Automatenspieler, besonders deren oberflächliche und funktionalisierende Beziehungen zu Frauen mit der Vermeidung von und Angst vor Abhängigkeit.

Ich möchte der Diskussion dieses Aspektes aber zur Illustration eine Falldarstellung vorschalten, in der diese Problematik eine besondere Rolle spielt.


Siegfried


Der Patient begegnete mir als eine ungewöhnlich attraktive Erscheinung; ein sehr großer, schlanker, locker und lässig wirkender Mann, der mit seinen blonden Haaren und blauen Augen wie die leibhaftig gewordene Siegfriedsage wirkte. Der Einfachheit halber werde ich ihn hier auch Siegfried nennen. Er präsentierte sich zunächst, um hier einmal die klassische klinische Terminologie zu verwenden, als eine typische Angstneurose: Er hatte sich vom Hausarzt Beta-Blocker verschreiben lassen, weil er Angst vor einem Herzinfarkt hatte. Siegfried wies die bei Phobikern üblichen Hyperventilationssyndrome auf und hatte eine Phobie vor Brücken. Die Beta-Blocker nahm er nur ungern ein, da er als seit fünf Jahren trockener Alkoholiker mit allen potentiell süchtig machenden Mitteln sehr vorsichtig umging. Das hatte ihn auch bewogen, sich vom Hausarzt zum Psychotherapeuten überweisen zu lassen.

Gewissermaßen als Kuriosum präsentierte er seinen Angstauslöser: Seine Hochzeit stand wenige Wochen bevor, und die Familie seiner italienischen Braut bestand auf einem "großen Bahnhof". Vor der Zeremonie hatte er ausgesprochene Ängste, besonders die, in der vollen Dorfkirche während des Ringtausches entweder vor allen Leuten tot umzufallen oder in Panik aus der Kirche zu stürzen!

Sein weiteres therapeutisches Interesse war gering, so daß ich mich zu einer symptomorientierten Kurztherapie verleiten ließ und dadurch wohl versäumte, den Sinn dieses Symptoms rechtzeitig zu verstehen.

Die Hochzeitszeremonie ließ sich überstehen, wobei auch der Pfarrer zuvor mit ins Vertrauen gezogen wurde. Der Patient blieb - eine Stunde alle acht oder vierzehn Tage - weiter bei mir in Behandlung, zunächst um seine Brückenphobie zu besprechen., bis er schließlich damit herausrückte, daß sein eigentliches Problem - und seit der Hochzeit in zunehmendem Maße - das Automatenspiel sei.

An dieser Stelle scheint es angezeigt, auf die Biographie Siegfrieds einzugehen. Beide Eltern waren kaufmännische Angestellte, wobei sich der Vater als ausgesprochener Versager erwies: Nicht nur, daß er Alkoholiker war und selten einer geregelten Arbeit nachging; er war wohl auch vorwiegend homosexuell und schleppte - natürlich betrunken - des Öfteren seine Männerbekanntschaften mit in die eheliche Wohnung. Hiermit suchte er wohl auch seine Frau, die in der Familie der dominierende Partner war, zu demütigen. Die Auseinandersetzungen, die solchen Besuchen folgten, sind die einzigen Erinnerungen Siegfrieds an den Vater. Ein Identifikationsobjekt war er für Siegfried jedenfalls nie; angeblich weiß er nicht einmal mehr, wie der Vater aussah, hat kein inneres Bild von ihm. Der Vater kam immer seltener, und Siegfried muß etwa acht Jahre gewesen sein, als die Scheidung erfolgte. Unterhalt kam vom Vater nie, und ca. fünf Jahre später erlag er seinem Alkoholismus. Ex-Frau und Kinder erfuhren davon erst Wochen später und waren nie an seinem Grab.

So war Siegfried für die Mutter schon sehr früh eine Art Partnerersatz, wurde von ihr buchstäblich angebetet und sollte ihre Wünsche und Träume verwirklichen. Er war der "kleine Prinz", neben dem die zwei Jahre jüngere Schwester blaß blieb. Die Mutter opferte sich für Siegfried auf, erfüllte ihm alle Wünsche, bemühte sich, trotz der wegen der finanziellen Enge notwendigen Ganztagsarbeit eine treusorgende Mutter zu sein und verzichtete auf eine erneute Partnerschaft. Sie mischte sich übrigens auch sehr rasch in die Therapie ein - natürlich hatte ihr Siegfried meine Anschrift gegeben -, rief mich an, schrieb mir lange, in ihrem Verständnis und ihrer Sorge um Siegfried in mir Beklemmung erzeugende Briefe und schickte mir erbauliche christliche Traktate.

Siegfried dankte ihr als Kind die Zuwendung. Er war ein guter Schüler, ohne jemals dafür arbeiten zu müssen, war allseits beliebt und immer freundlich. Da er nicht wußte, was er studieren sollte, ging er erst einmal zur Bundeswehr und machte dann eine Lehre als Kunstschlosser. Er hatte reichlich Frauenfreundschaften, wobei er es vermied, "in die Falle zu gehen", wie er selber sagte. Dennoch fühlte er sich irgendwo unzufrieden und stets getrieben und verfiel zunehmend dem Alkohol. Nach dem Weggang von Siegfried suchte sich die Mutter wieder einen Partner - einen Alkoholiker ­- und begann schließlich selber zu trinken.

Siegfried zeigte relativ früh Anzeichen einer alkoholbeding­ten Leberschädigung und machte daraufhin eine mehrwöchige Entziehung. Etwa parallel dazu entwöhnte sich die Mutter vom Alkohol und wandte sich einer religiösen Gemeinschaft zu. So begleitete sie auch weiterhin die Schritte ihres Sohnes. Siegfried wollte trocken bleiben und das Leben nicht wie sein Vater beenden. Da er nach der Entwöhnung verstärkt von seinen Unruhe- und Spannungszuständen gepackt wurde, suchte er einen Ersatz für den Alkohol. Er fand einen Job im Südfrüchtegroßhandel, wo er 363 Tage im Jahr (!) arbeiten konnte, und zwar zwölf bis vierzehn Stunden am Tag, da Südfruchtlaster wohl fast immer rollen. Nach eineinhalb Jahren überwarf er sich aber mit dem Chef und gab den Job abrupt auf. Als ich ihn kennenlernte hatte er neuerlich eine Arbeit mit Zwölfstundentag und Sechstagewoche.

Auf einer Wehrübung geriet er, weil er sich langweilte, erstmals an Spielautomaten. Wenig später lernte er die bereits erwähnte Italienerin kennen, bei der er instinktiv wußte: diesmal ist es ernst. Übrigens blieb diese Frau für mich werkwürdig blaß. Sie wurde als zuverlässig und fleißig beschrieben und war ganz offensichtlich auf Haus und Familie aus, was erst recht für ihre Eltern galt. Siegfried verfiel in dieser Zeit zunehmend den Automaten, wobei seine Frau von dieser "dunklen Seite" nichts mitbekam. Auch zuhause war er nur noch körperlich anwesend, denn in Gedanken blieb er bei den Automaten und hatte somit keinen Raum für seine Frau. Er verspielte zunächst alle Trinkgelder, nutzte jede freie Stunde, die ihm seine Montagetätigkeit ließ. Später mußte auch die Substanz, also der Arbeitslohn, dran glauben. Dies sabotierte notwendigerweise Hausbaupläne und die Versuche, von seinen Schulden herunterzukommen.

Es gelang Siegfried bei mir stets, die letzten Abendtermine zu ergattern, was auch daran lag, daß er aufgrund seines langen Arbeitstages sonst keine Zeit hatte. Dennoch wurde ich bei ihm nie müde, weil er stets brillierte und mit seinen Erzählungen fesseln konnte - wie es der kleine Siegfried einst bei der Mutter gelernt hatte. Die Automaten und deren Faszination für Siegfried wurden mehr und mehr Thema. So wurde ich gewissermaßen Zuschauer in Siegfrieds einsamer Welt, der sich ansonsten weder seiner Frau mitteilte noch einem Freund, den er niemals hatte. Aber auch ich blieb irgendwie draußen, Zuschauer oder Voyeur in diesem Mensch-Maschine-Stück, erreichte keine wirkliche Beziehung zu Siegfried. Ich blieb Publikum seiner gelegentlichen narzißtischen Höhenflüge, seiner stillen Trauer und des Gefühls der Sinnlosigkeit, als er mir z. B. von einer alten Frau berichtet, die den Kleiderschrank aufhebt, auf den sie in ihrer Jugend Fünfzig-Pfennig-weise gespart hat, während für ihn Geld, das Sparen keinen Sinn ergeben. Ich erlebte seinen Zwang zum Verlieren-müssen, als er sich in der Spielothek ärgert, einen relativ großen Gewinn gemacht zu haben - weil er nun zwei Stunden länger spielen muß, um ihn wieder loszuwerden -, und in der Konsequenz den Laden mit rasenden Kopfschmerzen verläßt.

Eine echte therapeutische Beziehung konnte ich zu Siegfried nicht herstellen, so oft er mich auch beeindruckte und meine Sympathie gewann. In gewisser Hinsicht "spielte" er auch mit mir und kontrollierte die Nähe zu mir, indem er die Stundenfrequenz so gering wie möglich hielt und oft „arbeitsbedingte" Therapiepausen einschaltete. Er ließ sich nicht festlegen, und wir vereinbarten seine Termine von Mal zu Mal, beziehungsweise auf seine telefonischen Meldungen hin. So ist auch nicht verwunderlich, daß er eines Tages, nach etwa zwei Jahren Therapie, "entschwand". Wie ich später von ihm erfuhr, setzte er immerhin die Auseinandersetzung mit seiner Problematik fort und schloß sich einer Gruppe der "Anonymen Spieler" an, was ihm zuvor trotz mehrerer Anläufe nicht gelungen war.

Psychoanalytisch gesehen ist Siegfried mit seinen - neben den süchtigen - hysterischen und schizoiden Strukturanteilen nicht untypisch für Automatenspieler. Der Vater hat, wie hier so oft, gefehlt; eine Triangulierung, ein entwickelter Ödipuskomplex fehlen. Er bleibt in einer symbiotischen Beziehung zur Mutter, für die er gewissermaßen eine narzißtische Erweiterung, ihr Besitz ist. Seine Männlichkeit definiert sich aus der Prinzenrolle, die ihm die Mutter zugedacht hat. Er soll die Wünsche und Sehnsüchte der Mutter erfüllen, in denen der Vater so kläglich versagt hat. Er soll ein schöner, potenter und erfolgreicher Mann werden.

Bis zu einem gewissen Grad gelingt dies Siegfried, sowohl aufgrund seiner Intelligenz und Begabung als auch der mütterli­chen Zuwendung. Mit der - ohnedies nur äußeren - Ablösung von der Mutter verlassen ihn diese Kräfte. Er hat keine eigenständigen, inneren Werte und Ziele, droht wie die meisten Spieler seiner inneren Leere und einer lähmenden Langeweile anheimzufallen. So hält er sich irgendwie über Wasser, spielt die gelernte Prinzenrolle, sucht den raschen Reiz, um seine Leere und seine Ängste zu überdecken. Beziehungen kennt er nur oberflächlich-distanziert oder als symbiotische. Das Kennenlernen einer Frau, die "irgendwie anders" ist, ihn zu fesseln droht, bringt sein Gleichgewicht durcheinander. Er muß befürchten, seine Autonomie zu verlieren und flüchtet sich "in die Arme der Automaten". Hier kann er seine Spannungen und Ängste, Wut und Enttäuschungen ohne die Furcht vor zwischenmenschlichen Konsequenzen austoben, kann er seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Hier kann er versuchen zu kontrollieren, was sonst seiner Kontrolle zu entgleiten droht. Und er schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe: Er muß nicht für diese Frau aufkommen, sie versorgen und damit verantwortlich und im moralischen Sinne abhängig sein, weil er sein Geld ja verspielt hat. Die Frau muß also weiter arbeiten und für sich selbst aufkommen. Er hat nicht den Erfolg und damit die Last der Verantwortung, denn hierin widersetzt er sich den Plänen, die seine Mutter für ihn hatte und jetzt seine Frau: Er ist nicht der Gewinner, sondern wie er sich hier immer wieder vorführt, der ewige Verlierer - und damit bleibt er vielleicht ein Stück er selbst.


Der Zwang zum Verlieren gehört zu den von Außenstehenden kaum verstandenen Paradoxien des Automatenspielers. Ich verstehe aber die Geldvernichtung über den Automaten als einen ganz zentralen Mechanismus dieser Sucht, dem die gleiche Psychodynamik zugrunde liegt wie dem Umgang mit der verinnerlichten bösen, ausplündernden Brust bei der Bulimarektikerin.

Der Automatenspieler, der vielleicht schon Hunderttausende in die Geräte geworfen hat, kann sich beim besten Willen nicht mehr der Illusion hingeben, dieses Geld jemals zurückzugewinnen. Der Automat spuckt ja allenfalls ein paar hundert Mark aus. Wenn also überhaupt eine Illusion bleibt, dann die, den Automaten irgendwann beherrschen zu können. Wie mir ein anderer Spieler sagte: Ich bin mir ganz bewußt darüber, daß ich mir mit den Automaten schaden möchte. Der Roulettespieler kann weit besser vom großen Gewinn träumen, der ja dabei immerhin potentiell möglich ist. Allerdings hat der wohl berühmteste Roulettespieler, der Schriftsteller Dostojewski, an seine Frau geschrieben, daß er im Augenblick des Verlustes, der Niederlage im Spiel einen Orgasmus erlebe.

Eine gewisse Form der Befriedigung im Moment des endgültigen Verlustes ist keinem Automatenspieler fremd. Heißt es doch, daß die Welt in Ordnung ist, sich Erwartungen und Erfahrungen bestätigt und wiederholt haben, daß die Sache zu Ende gebracht ist. Es ist wahrscheinlich das gleiche Gefühl, das die Bulimarektikerin nach dem Erbrechen hat, wo sie, wenn auch zutiefst beschämt und gedemütigt weiß: Der Suchtanfall ist jetzt vorbei, eine mehr oder minder lange Phase der Ruhe kann einkehren.

In der Literatur besteht weitgehende Einigkeit darüber, daß der Automatenspieler die Abhängigkeit von der Frau beziehungsweise Mutter fürchtet und sich zugleich nicht wirklich von ihr lösen und befreien kann. Daher rettet er sich in die Welt der Männer (vergleiche Klaus Theweleits Männerphantasien, 1980, wobei der Automatenspieler im Gegensatz zu dem von Theweleit beschriebenen "Krieger" auch die Männergemeinschaft meidet) und Automaten, hält seine Partnerin fern. Nur mit dem Automaten kann er ein intensives "Beziehungsleben" führen, seine Konflikte austragen, indem er ihn zu kontrollieren versucht. Dort können sich auch die oft beschriebenen Größenphantasien des Automatenspielers entfalten, läßt ihm doch das Gerät - in seiner Phantasie - alle Optionen offen. "Am Automaten führen die Spieler die Auseinandersetzungen, die sie mit lebendigen Bezugspersonen vermeiden würden" (Scherotzki-Hanninger, 1990). Das Alleinsein wird präferiert. Die personalen Beziehungen bleiben karg, emotionslos, dürftig, oft auch asexuell (Thomas, 1990; Kind, 1988). Die Technik ist das Refugium des Mannes; hier bleibt die Mutter draußen, und man mag sich damit trösten, daß diese Form der Vermeidung weniger destruktiv ist als die von Theweleit beschriebenen kriegerischen Männerbünde. Zusätzlich schützt auch die Notwendigkeit, das Geld für den Automaten verdienen, das heißt ständig und im Übermaß arbeiten zu müssen, vor der Frau.

Theodor W. Adorno schrieb 1966:

Bei dem Typus, der zur Fetischisierung der Technik neigt, handelt es sich, schlicht gesagt, um Menschen, die nicht lieben können. Das ist nicht sentimental und nicht moralisierend gemeint, sondern bezeichnet die mangelnde libidinöse Beziehung zu anderen Personen. Sie sind durch und durch kalt, müssen auch zuinnerst die Möglichkeit von Liebe negieren, ihre Liebe von anderen Menschen von vornherein, ehe sie sich entfaltet, abziehen. Was an Liebesfähigkeit in ihnen irgend überlebte müssen sie an Mittel verwenden (1971, S. 100).


Hinzu kommt ein weiterer wichtiger Aspekt: Der Mann hat der Ernährer seiner Frau, seiner Familie zu sein, aber nicht in dem Sinne, das Essen heranzuschaffen - das macht ja die Frau -, sondern das Geld dazu, wobei die an ihn gestellten Ansprüche und Erwartungen über die bloße Ernährung der Familie weit hinausgehen. Er soll ja viel Geld verdienen, Erfolg haben, die Karriereleiter erklimmen. Diesen Zielen kann der Automatenspieler nicht genügen - in der kapitalistischen Gesellschaft können immer nur wenige zu den Gewinnern gehören -, und irgendwo will er es auch gar nicht, möchte gar nicht tagein, tagaus zur Arbeit gehen und das verdiente Geld nachhause schaffen.

Der Kampf um Kontrolle als Vermeidung der Abhängigkeit ist das zentrale Thema des Automatenspielers; auch die Bulimarektikerin kämpft um Kontrolle und Autonomie, mittels Essen und ihres Körpers. Die Paradoxie, gerade dadurch wieder abhängig zu werden - statt von der Mutter vom Geld, vom Automaten -, ist auch von Spielern selber erkannt worden. Ahrends (1988) zitiert aus einer Schrift der "Gamblers Anonymous":


"Was der Spielabhängige durch die Kontrolle über sein Leben erstrebt, ist absolute Freiheit. Zum Überspringen der Grenzen, die seine Freiheit in Frage stellen, setzt er das Spiel ein. Er möchte, daß es nach seinem Willen geht, daß er nicht dem Zwang der Verhältnisse unterliegt. Was er aber im Bemühen um absolute Freiheit wirklich gewinnt, ist Abhängigkeit, in deren Fortschreiten er auch die begrenzte Freiheit verliert, die normalerweise dem Menschen möglich ist." (S. 163)


Daß der Automatenspieler sich tatsächlich schützen muß gegen übermäßige Ansprüche von Eltern und besonders der Mutter wie der oben geschilderte Siegfried, gegen Vereinnahmungen und eine gewisse Form des Mißbrauchs durch narzißtische Besetzung, ist auch von anderen Autoren beschrieben worden (z.B. Thomas, 1990). Indem er verliert, befreit sich der Automatenspieler von dieser Vereinnahmung, weil er die in ihn gesetzten Erwartungen enttäuscht. Andererseits ist dieser Widerstand ihm natürlich nicht bewußt; er trägt den Konflikt in sich und ist mit den Normen und Erwartungen der Gesellschaft auch identifiziert. Daraus resultiert das oft strenge Überich des Automatenspielers, woraus sich das besonders von der frühen Psychoanalyse beschriebene Strafbedürfnis des Spielers erklärt, der durch die Niederlage Entlastung von seinen Schuldgefühlen erfährt (Freud 1928 über Dostojewski; siehe unten).

Was hätte der Spieler denn zu gewinnen, wenn er den Erfolg hätte, den die Mutter, die Ehefrau, die Gesellschaft von ihm erwarten? Er würde die Reste seiner inneren Autonomie verlieren, seine kleinen Freiheiten in der Flucht in die Spielhölle, wo er für die Frauen unerreichbar ist. Zwar plündert ihn auch der Automat aus, doch ihm gibt er vergleichsweise gerne. Das Gerät bleibt doch bei aller Beinahe-Menschlichkeit, die er ihm in seiner Phantasie verleiht, ein äußeres, damit wenigstens potentiell beherrschbares und einigermaßen kalkulierbares Objekt. Zwar opfert er ihm buchstäblich seine Haut und seinen ganzen Besitz, doch rettet er damit wenigstens einen Teil seines Selbst. Die Schläge, die ihm der Automat erteilt, helfen ihm, sich zu spüren, und wenn er auf der Verliererstraße bleibt - was garantiert ist, solange er zum Automaten geht -, ­bleibt er auch ein Stück weit frei.

Wie im alten Märchen vom "Hans im Glück" muß der Automatenspieler dafür sorgen, daß seine Hände leer sind, bevor er vor die Mutter tritt.

Ich möchte hier aber nochmals auf eine weitere Parallele zur Bulimarexie zurückkommen. Ich denke, daß auch der Spieler aufgrund seiner Erfahrung der narzißtischen Vereinnahmung mit einem eher malignen mütterlichen Introjekt identifiziert ist, das er, weil er keine Autonomie entwickeln durfte, mittels des Geldspiels loszuwerden, zu erbrechen sucht. Diese Aufgabe delegiert er an den Automaten, das heißt projiziert sie nach außen, und bedient sich im Gegensatz zur Bulimarektikerin nicht des eigenen Körpers. Stattdessen frißt und vernichtet der Automat das Geld, der so zu einer Art Übergangsobjekt im Sinne Winnicotts wird (siehe auch Bamberger, 1988, S. 232ff). Eine "depressive Position" (Melanie Klein) mit einem ausgewogenen Verhältnis von Geben und Nehmen wurde in der Entwicklung nicht erreicht. Vielmehr wird die Erfahrung wiederholt, ausgeplündert, beraubt und benutzt zu werden. Der Automat entleert den Spieler; er gibt ihm nichts zurück. Eine andere Erfahrung der Beziehung zur Mutter konnte offenbar nicht gemacht werden, wobei es immer noch ungefährlicher ist, dem Automaten das Geld zu geben und es der - noch bedrohlicheren - Frau zu verweigern. Indem der Automat zur Repräsentanz der ausplündernden bösen Brust wird, kann die Mutter beziehungsweise die Frau zugleich als das gute Objekt gewahrt, oft sogar idealisiert werden, tritt ihr der Automatenspieler doch stets voller Schuldgefühl unter die Augen. Schließlich hat er ihr das zustehende Geld verwei­gert, entzogen, und kann ihr nichts mehr geben, wobei ihm unbewußt bleibt, daß er das auch gar nicht will.

Die Niederlage ist gleichbedeutend mit der Entleerung. Der Verlust des Geldes ist das Ziel des süchtigen Zirkels, wie es das Erbrechen bei der Bulimarektikerin ist, und schafft auch hier Ruhe und Entspannung, im Extremfall sogar den Orgasmus, den der (Roulette-)Spieler Dostojewski im Moment der vollständigen Niederlage erlebte. Auch Freud ist bereits diese Entspannungs- und damit auch Freisetzungsfunktion des Geldverlustes aufgefallen, und er schreibt aus der Sicht von Dostojewskis Frau:


Und die junge Frau gewöhnte sich an diesen Zyklus, weil sie bemerkt hatte, daß dasjenige, von dem in Wirklichkeit allein die Rettung zu erwarten war, die literarische Produktion, nie besser vor sich ging, als nachdem sie alles verloren und ihre letzte Habe verpfändet hatten. (S. Freud, 1928, S. 415)


Um hier Schuldzuweisungen an die Mütter vorzubeugen - ein häufiger und oft auch berechtigter Vorwurf an die Psychoanalyse: Wesentlicher Bestandteil der Biographie von Automatenspielern ist, daß der Vater wie im Falle Siegfrieds nicht präsent war oder vollständig versagte, damit nicht zur Auflösung einer symbiotischen Mutter-Sohn-Beziehung beitrug, eine ödipale Triangulierung nicht stattgefunden hat. Dies scheint bei Automatenspielern noch durchgängiger zu sein als bei anderen Süchtigen und Frühgestörten, und ist in vielen Publikationen thematisiert worden (bes. Bamberger, 1988, Kind, 1988, Schütte, 1988). Damit hat sich auch keine positive männliche Identität über die Identifikation mit dem Vater entwickelt. So erscheint der Automatenspieler, wie ich hier beschrieben habe, zwar männlich identifiziert. Dies ist jedoch die Identifikation mit einem Klischee- beziehungsweise Kunst-Manne im Sinne Christina von Brauns (1988), vermittelt über das mütterliche Bild des Ideal-Mannes und gesellschaft­liche, über die Medien propagierte Männlichkeitsklischees. Ein realer Mann ist hier jedenfalls nicht - oder seltenst - ­das Identifikationsobjekt gewesen.


Der gesellschaftliche Hintergrund


Die gesellschaftlichen Voraussetzungen für die süchtige Verbreitung der Glücksspielgeräte-Sucht sind ganz ähnliche wie bei den Eßproblemen der Frauen. Neben den in der individuellen Biographie erworbenen Prädispositionen (vgl. die oben dargestellte Psychodynamik) und dem Konflikt mit einer überwiegend antiquierten Männerrolle, zu deren Erfüllung der Betroffene nicht über die persönlichen Voraussetzungen verfügt - oder nicht verfügen will -, sind das wenigstens zwei Faktoren:

- Das Vorhandensein von wenigstens so viel Geld., daß mindestens das individuelle Überleben gesichert ist;

- gesellschaftlich eine hohe Besetzung und Wertschätzung von Geld. Über die Menge des verfügbaren Geldes definiert sich heute der gesellschaftliche Status, längst nicht mehr über Titel etc.

Nur in einer Gesellschaft, in der sich alles um das Gewinnen und Ausgeben von Geld dreht, kann Geld auch zum Suchtmittel werden. Die geniale Idee, dem Süchtigen für sein Geld keinen "Stoff" im herkömmlichen Sinne mehr zu bieten, sondern nichts weiter als die Möglichkeit, es an einen "Daddelautomaten" zu verlieren und dabei gewissermaßen noch Prügel zu beziehen, hätte sich noch vor wenigen Jahrzehnten auf dem Markt nicht durchsetzen lassen. Bei all seinen Phantasien über Glück und Reichtum weiß der Glücksspielsüchtige tief in seinem Innern: Er wird niemals reich und erfolgreich werden, und selbst wenn: gerade dann würde er alles wieder auf Spiel setzen und verlieren. Der Geldspieler muß also wenigstens seine physische Existenz gesichert wissen, um sich auf diesem Wege auflehnen zu können gegen die Normen und Erwartungen der Gesellschaft. Sein Umgang mit dem Geld ist auch ein stummer Protest gegen die Werte dieser Gesellschaft. Das Geld ist der Fetisch unserer Gesellschaft. Keiner, der in der westlichen Kultur sozialisiert worden ist, könnte von sich ernsthaft behaupten, Geld spiele für ihn keine Rolle. Disneys Comic-Figur des Dagobert Duck: Bei aller Bizarrheit seines frühkapitalistischen Spartriebes - wer könnte Dagobert nicht irgendwo verstehen?

Der Automatenspieler persifliert den Fetisch Geld gewissermaßen. Es ist sein Suchtmittel - und damit stimmt er in gewisser Hinsicht mit den meisten Menschen überein. Es ist für ihn das, was für den Alkoholiker die Flasche, den Fixer das Heroin ist. Aber er führt es sich nicht zu ­schließlich kann man Geld ja nicht essen - oder setzt es für sich nutzbringend ein, sondern wirft es weg, dem Automaten in den Rachen (ich erinnere an den Alkoholikerspruch: "Ich hasse diesen Stoff - den Alkohol. Darum trinke ich ihn: um ihn zu vernichten“.

Da ist z.B. der Sohn des Staranwaltes, der schon in seinen Jugendjahren 300.000 Mark an Automaten verspielt hat und damit eine Gegenwelt zu der seines geldraffenden Vaters schafft, der inzwischen alleine in seiner Drei-Millionen-Villa sitzt, voll von zusammengesparten Orientteppichen und Kunstgegenständen, die immense Werte darstellen. Wie der Vater Geld ansammelte und raffte wie Dagobert Duck, praktiziert der Sohn das genaue Gegenteil und wirft es zum Fenster hinaus beziehungsweise dem Automaten in den Rachen. Unter dem Strich gesehen ist beides vielleicht gleichermaßen sinnlos und in der Konsequenz genauso beziehungslos. Der Sohn: "Es ist beim Automaten das gleiche wie bei meinem Vater: Egal ob ich mit ihm rede, ihn streichle, anbrülle oder schlage: das Programm läuft unbeeinflußbar ab."

Das Fatale ist: der Protest und innere Widerstand dieser Männer bleibt, genau wie der der bulimarektischen Frauen, ohnmächtig, sprachlos, vereinsamt, dazu bestenfalls vorbewußt. Sucht bedeutet auch immer das Gefangensein in einem tiefsitzenden Ambivalenzkonflikt (siehe Rost, 1987). Könnte der Süchtige sich zwischen Liebe und Haß entscheiden, eine Lösung seiner quälenden inneren Konflikte finden, könnte er auch den süchtigen Zirkel verlassen.

Sucht ist, wie jedes andere Symptom auch, eine Kompromißbil­dung, aber immer auch verbunden mit einem manifesten, quälenden Leid, was in diesem Aufsatz oft zu kurz gekommen ist. Das Lustvolle wird in der Sucht stets zur Qual, was sie u.a. von den Perversionen unterscheidet. Auf dem Hintergrund von - stets bereits deformierten - Triebbedürfnissen und individuellen Strukturen wie auch Defekten wird im Symptom ein Kompromiß gesucht mit den Ansprüchen, die Kultur und Gesellschaft an das Individuum stellen. Dies hat Freud seinerzeit für die Neurosen beschrieben. Krankheit erwies sich trotz aller Fortschritte von Medizin und Kultur einer unbegrenzten Metamorphose fähig, wie dies Alexander Mitscherlich einmal beschrieben hat. Dies gilt besonders auch für die Sucht. Neben der individuellen Psychodynamik und Pathologie sind gerade die Sucht und ihre spezifische Ausprägung stets ein Produkt der aktuellen gesellschaftli­chen Widersprüche, ist zugleich deren Symptom und Indikator. Der Fetisch Geld und seine Persiflierung in der Automatensucht bieten sich geradezu an in einer Zeit, in der jede gesellschaftliche Entwicklung zum Stillstand gekommen ist und weiterreichende kulturelle und soziale Ideen, die gesellschaftlichen Utopien, der Entwicklung der letzten zwanzig Jahre zum Opfer gefallen und einem platten Leistungs-, Erfolgs- und Konsumstreben gewichen sind. Der Neurotiker, der psychisch Labile, der "Frühgestörte" leidet unter diesen Verhältnissen mehr als der "Normale". Zu den Individuen mit psychischen Brüchen und Vorbelastungen gehören zweifellos die Automatenspieler ebenso wie die Bulimarektikerinnen. Bietet es sich nicht geradezu an, einer Gesellschaft, die keine Utopien, keine höheren Ziele mehr besitzt, den Spiegel vorzuhalten und ihre Pseudowerte zu verhöhnen, indem mühsam erarbeitetes Geld nutz- und sinnlos vergeudet wird?


Ausblick


Dies alles beantwortet natürlich nicht die Frage der Therapie des Automatenspielers, der schließlich., um das hier nochmals zu betonen, an seinem Symptom leidet, in einer quälenden Ambivalenz gefangen bleibt, wobei ihm der hier dargestellte Protestcharakter seiner Symptomatik keineswegs bewußt ist.

Eines geht aus dem hier Gesagten eindeutig hervor: Der Weg der Therapie kann nicht in einer verstärkten Anpassung und Kontrolle bestehen: Automatenspieler wie Bulimarektikerinnen sind - auf ihre spezifische Art - bereits viel zu angepaßt und kontrolliert. Der Weg der Verstärkung von Kontrolle und Überich ist m.E. der Irrweg der Suchttherapie überhaupt, getragen von dem Konzept, ein brüchiges "Falsches Selbst" durch ein stabileres "Falsches Selbst" ersetzen zu wollen. Die Utopie wäre, daß eine radikale gesellschaftliche Veränderung neue Frauen- und Männerrollen möglich und damit das Geld-Verspielen und Essen-Vernichten unnötig machen würde. Der realistischere Weg wird wohl der sein, Frauen wie Männern auf therapeutischem Wege eine größere Rollentoleranz, neue Ausdrucksmöglichkeiten, eine bessere Akzeptanz ihres Selbst, zunächst einmal zumindest eine Aufhebung ihrer Isolation und Einsamkeit zu ermöglichen. Hier haben die Frauen derzeit einen Vorsprung von wenigstens zehn Jahren. Männergruppen - gerade solche von Spielern - ­bilden sich nur äußerst zögerlich. Wie gesagt: Der Automatenspieler ist ein einsamer Jäger. Die Entwicklung einer Therapie für Männer mit neuen Angeboten und Möglichkeiten könnte daher sinnvoll sein. Die Identifikation mit neuen, mit anderen Formen von Männlichkeit, väterlichen Vorbildern und neuen Identifikationsobjekten, die Auseinandersetzung mit der bisherigen Rolle und den aus ihr resultierenden Erwartungen sollte ermöglicht werden und damit auch die Perspektive anderer Inhalte: einer sinnvolleren Arbeit, erfüllterer Beziehungen etc. Therapie bei Sucht kommt niemals an der Sinnfrage des Lebens, an der Auseinandersetzung mit grundlegenden, existentiellen Problemen vorbei. Inwieweit hier die neuen "Männer-Propheten", allen voran der viel gelesene Robert Bly (1991), wirklich etwas Neues bieten oder nicht lediglich alte Rollenstereotype, die der Automatenspieler hinter sich zu lassen begann, nur verpacken, wird sich erst noch herausstellen müssen.

Angesichts einer Entwicklung mit zunehmenden neofaschistischen Tendenzen, anwachsender Jugendgewalt und - global gesehen - zunehmenden Kriegen sollte eines nicht unerwähnt bleiben: Die vom Automatenspieler gewählte Form, sich mit seinen Konflikten mit Männlichkeit auseinander zu­setzen und seine Autonomie gegenüber mütterlicher Vereinnahmung zu erringen, ist der zweifellos weniger destruktive Weg. Für "Männerängste" wurden dagegen im Faschismus als Auswege Männerbünde mit Drill und Härte, Projektion auf und Bekämpfung von "Gegnern" und Minderheiten angeboten, wie das u.a. Klaus Theweleit (1980) beschrieben hat. Wenn man das Spiele- und Medienangebot betrachtet., mit dem sich heute Jungen - wieder verstärkt - in ihrer Entwicklung auseinandersetzen müssen, muß es makabrerweise fast erleichtern, wenn junge Männer statt Ausländern, Asylanten und anderen Minderheiten den Spielautomaten bekämpfen und sich dabei als Instrument des Geldes statt nackter Gewalt bedienen.

Psychotherapie kann für die Gesellschaft keine neuen Werte und Rollen schaffen; sie kann allenfalls auf die Konflikte mit den aktuellen aufmerksam machen, bestenfalls versuchen, eine unbewußte Rebellion bewußter zu machen. Dabei wird sie stets nur an einzelnen Individuen und deren Leid arbeiten können. Solange sich die Verhältnisse nicht ändern, werden Automatenspieler eine "ausbaufähige" Klientel für Suchteinrichtungen und Psychotherapeuten darstellen. Krankheit, Leid und Sucht im Allgemeinen werden sich nicht aus unserer Gesellschaft verbannen lassen. Ich möchte aber die These wagen, daß eine neue gesellschaftliche Bewegung wie etwa in den Sechzigern, eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse mit neuer Sinnstiftung und Schaffung anderer Lebensziele, kurz: neuen Utopien, wahrscheinlich die merkwürdige "Modesucht" des Glücksautomatenspiels bis auf einen kleinen Rest zum Verschwinden bringen könnte. Ein Verlust für unsere Kultur wäre das sicher nicht.


Literaturverzeichnis:

 

Adorno, Th. W.: Erziehung nach Auschwitz (1966). In: ders., Erziehung zur Mündigkeit. Frankfurt 1971.

Ahrends, M.: Das große Geld - Spielsucht. München 1988.

Bamberger, H.: Überlegungen zur Spielsucht. In: Chr. Wahl (Hrsg.); Spielsucht. Hamburg 1988.

Bellaire, W.: Problematisches Spielverhalten und Spielsucht. In: W. Scheiblich (Hrsg.): Rausch - Ekstase - Kreativi­tät. Dimensionen der Sucht. Freiburg 1987.

Bly, R.: Eisenhans. Ein Buch über Männer. München 1991.

Braun, Chr. von; Nichtich. Frankfurt 1988.

Dana, M.; Lawrence, M.: Die verschwiegene Krankheit: Buli­mie. München 1990.

Fenichel, 0.: Psychoanalytische Neurosenlehre (3 Bände). Frankfurt, Berlin, Wien 1983.

Freud, S.: Dostojewski und die Vatertötung (1928). In: G.W. XIV, 397-418. Frankfurt 1948.

Hübner, W.: Glücksspielsucht als Paradigma - Theoretische und therapeutische Probleme der Arbeit mit Suchtkranken. In: J. Brakhoff (Hrsg.): Glück-Spiel-Sucht. Beratung und Behandlung von Glücksspielern. Freiburg 1990.

Huxley, A.: Die Pforten der Wahrnehmung; Himmel und Hölle. München 1970.

Kind, J.: Selbstobjekt Automat. Forum d. Psychoanalyse 4, 116-138, 1988.

Leary, T.: Politik der Ekstase. Hamburg 1970.

Meyer, G.: Geldspielautomaten mit Gewinnmöglichkeiten. Ob­jekte pathologischen Glücksspiels. Bochum 1983.

Rost., W.-D.: Psychoanalyse des Alkoholismus. Stuttgart 1987.

Russner, H.-J.: Überlegungen zur stationären Therapie patho­logischen Glücksspiels. In: M. Heide, H. Lieb (Hrsg.); Sucht und Psychosomatik. Beiträge des 3. Heidelberger Kongresses. Bonn 1991.

Scheidt, J. vom: Sigmund Freud und das Kokain. Psyche 27, 385-430, 1973.

Scherotzki-Hanninger, F.: Zur Behandlungsbedürftigkeit von pathologischen Glücksspielern - ausgehend vom Konzept der psychischen Abhängigkeit. In: J. Brakhoff a.a.0. 1990.

Schütte, F.: Theorien zur Erklärung der Spielsucht. In. Chr. Wahl a.a.0. 1988.

Schulte-Brandt, W.: Stationäre Behandlung von Glücksspiel­süchtigen. In J. Brakhoff a.a.0. 1990.

Theweleit, K.: Männerphantasien, 2 Bände. Hamburg 1980.

Thomas, G.: Der Angehörige in der Beratungsarbeit mit Spielern am Beispiel einer ambulanten Ehepaar-Gruppe. In J. Brakhoff a.a.0. 1990.

Topel, H.: Euphorie und Dysphorie - Zur Neurobiologie der Stimmungen und des Suchtverhaltens. Bonn 1991.

Valere, V.: Das Haus der verrückten Kinder. Tübingen 1980.

Vandereycken, W.; R. van Deth.; R. Meermann: Hungerkünstler, Fastenwunder, Magersucht. Eine Kulturgeschichte der Eß­störungen. München 1992.